Dienstag, 28. Mai 2024

Die Lautsphären der Bundesregierung

Ja, beim 14-sekündigen Video der grölenden Schicki-Micki-Jugend  in einer Bar auf Sylt gibt es nichts zu relativieren. Es ist genauso ekelhaft wie die darin zu hörenden ausländerfeindlichen Parolen. Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser (SPD) schreibt etwa kurz darauf: „Was wir dort sehen, ist widerwärtig und menschenverachtend #sylt“ - Ja, sie hat Recht. Mit ähnlichem Wortlaut tun es Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Justizminister Marco Buschmann (FDP) ihr gleich. Aber hilft dieser überschwingliche Moralismus unserer Politiker wirklich, das Problem zu lösen? 

Nein. Die Schande von Sylt muss genannt und zur Rechenschaft gezogen werden - das ist richtig und wichtig. Aber sie politisch auszuschlachten und sie für das Ziel der Bundesregierung, nämlich gegen den Rechtextremismus anzukämpfen, zu nutzen, allenfalls noch zur Staatskrise zu erheben, kann nicht die Lösung sein.

Zu klären ist auch: Warum funktioniert der Lautstärkeregler bei den Reaktionen der Bundesregierung so unterschiedlich? Denn wenn antisemitische Parolen und „Kalifat-Rufe“ durch Deutschlands Straßen schallen, linksradikale Gewalt ebenso wie Messerattacken und sexuelle Belästigungen bei Frauen und Kindern, an der Tagesordnung stehen, scheint die Politik die Lautstärketaste nicht ansatzweise so gut finden zu können wie im Fall der jungen Polohemden-Träger von Sylt.  

Dafür ist bei Scholz und Co die Hashtag-Taste auf den Smartphones auf Kurzwahl eingestellt. Fleißig setzten sie #sylt hinter ihren Reaktionen. Die Scholz‘sche Erklärung hierfür wäre vermutlich genauso überheblich und realitätsfern wie seine jüngste Aussage bei einem Bürgerdialog in Potsdam, bei dem er sich als „wirtschaftsfreundlichsten Bundeskanzler“ bezeichnete.

#machmallauter

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