53 bekannte Künstler griffen in der letzten Woche in Videos die momentane Stimmung in der Corona-Krise auf. Sie thematisieren unter anderem die wirtschaftlichen Ängste, Kontaktverbote oder Ausgangssperren. Was ihnen am Tag nach der Veröffentlichung entgegenströmt macht mich fassungslos. Es hagelt Hass und Shitstorm. Aus Angst vor einem eventuellen Berufsverbot - wie es ein Politiker der SPD anklingen ließ - oder gesellschaftlicher Ausgrenzung, distanzieren sich inzwischen einige Künstler wieder von der Aktion, andere wiederum müssen Rede und Antwort stehen. Dazu fällt mir nur eine Frage ein:
Was bitte ist aus unserem Deutschland geworden?
Natürlich, Kritik nach Satire ist nichts Neues. Satire besteht darin, überspitzt und scharfsinnig die Situation zu beschreiben, sie provoziert und begeht zumeist den Tabubruch. Sich dies aber noch einmal zu vergegenwärtigen ist ein ganz anderer Bruch.
Ein Bruch, den ich derzeit fast täglich in meiner Arbeit erlebe. Und teils auch in Debatten des Deutschen Bundestags. In einer Demokratie sollte es auch mal Streit geben, gerade und vor allem über die Corona-Politik.
Doch Kritikern wird oft unterstellt, sie würden die Situation ins Lächerliche ziehen und den Tod einfach so abwinken, wie dies teilweise in der Bundestags-Diskussion über die Corona-Notbremse durchschimmerte. Wo sind wir bitte in unserer Gesellschaft gelandet? Darf sich nicht mehr über die Corona-Politik gestritten werden? Sind wir in einem Land der Ja-Sager?
Wie hart war der Kampf um Meinungsfreiheit in der Vergangenheit dieses Landes? Das nun auf‘s Spiel zu setzen und zahlreiche Menschen, die sich sozial engagieren, nie mit extremistischen Gemütern in Verbindung standen und bloß ihre Meinung äußern, so an den Pranger mit Hass und Hetze zu stellen, ist verwerflich.
