Mittwoch, 3. März 2021

Wohin führt diese Alternativlosigkeit?

Mit ihrem 14-minütigen Video auf Instagram hat sich die Sat.1-Moderatorin Marlene Lufen emotional Luft über den Lockdown und seine Folgen gemacht. Zu Recht, wie ich finde! Sie warnte vor den psychischen und physischen Auswirkungen, mit denen nicht nur Erwachsene zu kämpfen haben. Nein, auch, und vor allem Kinder- und Jugendliche sind ihnen ausgesetzt. Wie oft lesen oder hören wir davon, dass die Zahl der Depressionen gestiegen ist, Kinder äußern zum Teil Selbstmord-Gedanken oder sitzen isoliert zuhause. „Wir müssen die Alten schützen und die Triage verhindern“, so das einst erklärte Ziel der Bundesregierung. 

Aber gerade der Schutz der älteren Generation ist nahezu gescheitert, ganz zu Schweigen die Impfstoff-Beschaffung. Geht Deutschland wirklich soweit, die nächste Generation - und das sind die jetzigen Kinder und Jugendlichen - für die Fehler in der Pandemiezeit seelisch bluten zu lassen? 

Natürlich, jeder Corona-Tote bleibt einer zu viel und muss auch weiterhin verhindert werden. Dies spielt keiner ins Lächerliche.  Gerade deswegen macht es mich umso trauriger, nein, umso bestürzter, wie leichtsinnig seitens der Politik mit den psychischen Folgen des Lockdowns umgegangen wird. Und dabei sind die physischen Folgen hier noch nicht einmal benannt worden. Aus dem Sächsischen Staatsministerium für Justiz heißt es, dass im Bereich der „Häuslichen Gewalt“ von einem erhöhten Dunkelfeld auszugehen sei. Wir können also nur erahnen, was hinter verschlossenen Haustüren vor sich geht.


Doch es ist auch nicht richtig, mit Vorwürfen und „Hätte-Würde-Könnte-Parolen um sich zu schmeißen. Die Menschen müssen wieder Vertrauen haben. Aber statt ihnen reale Perspektiven und Lösungen anzubieten, überkommt einem der Eindruck, der Bundesregierung fällt es wesentlich leichter, bei den Bürgerinnen und Bürgern immer und immer wieder das Regelwerk von „Abstand halten“ und „Maske tragen“ vorzuhalten anstatt sich wirklich mal den Spiegel vorzuhalten und der coronagebeutelten Gesellschaft einen Ausweg freizumachen. Und da ist es doch nun wirklich egal, ob sie dabei mal falsch abbiegt. 

Fehler passieren und sind menschlich. Und wer sagt eigentlich, es gibt DAS perfekte Rezept, um aus der Krise herauszufinden? Aus Fehlern lernen ist menschlich. Nur setzen wir gerade die Menschlichkeit für Zahlen und Fakten auf‘s Spiel. Es braucht eine mächtige Stimme, oder besser mehrere, die sich endlich für Lösungen statt Regeln einsetzen. Alternativen müssen her. Ein ewiges Hin und Her mit den Inzidenzwerten führt nur zur Alternativlosigkeit. 

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